Bundesregierung verteilt Entwicklungsgelder für Bildung ungleich

Die Bundesregierung hat sich über die Nachhaltigkeitsziele verpflichtet, bis 2030 alles zu tun, damit Mädchen und Jungen weltweit gleichberechtigte, kostenlose und hochwertige Grund- und Sekundarschulbildung erhalten. Doch ein Großteil der Entwicklungsgelder blieb in Deutschland.

Hamburg, Oktober 2016

Mädchen in Entwicklungsländern: Bundesregierung setzt falsche Schwerpunkte / Maike Röttger und Toni Garrn stellen neuen Plan-Mädchenbericht vor

1,4 Milliarden Euro hat das Bundesentwicklungsministerium 2014
für Bildung ausgegeben, doch nur 126 Millionen flossen in die Förderung von Grundbildung von Mädchen und Jungen in Entwicklungsländern.

Über die Hälfte der Gelder blieb in Deutschland, zur Finanzierung ausländischer Studierender an deutschen Hochschulen. Das ist das Ergebnis des Berichtes "Bildung für Mädchen in der Entwicklungspolitik - Die Bundesregierung auf dem Prüfstand", den Maike Röttger und Plans Because I am a Girl-Botschafterin Toni Garrn heute auf einer Pressekonferenz in Hamburg vorstellten.

Besonders betroffen von dieser ungleichen Verteilung sind Mädchen in vielen afrikanischen Ländern, denn in den ärmsten Ländern schließt nur gut die Hälfte aller Mädchen die Grundschule ab und nur jedes vierte Mädchen südlich der Sahara kann eine weiterführende Schule besuchen. Die Bundesregierung hat sich über die Nachhaltigkeitsziele verpflichtet, bis 2030 alles zu tun, damit Mädchen und Jungen weltweit gleichberechtigte, kostenlose und hochwertige Grund- und Sekundarschulbildung erhalten. Will sie dieses Ziel erreichen, müsste sie zehn Prozent ihrer Gesamtausgaben für Entwicklungszusammenarbeit für den Bereich Grundbildung ausgeben.

Maike Röttger: "Die Bilanz ist ernüchternd. Von den 1,4 Milliarden bleiben nur 126 Millionen Euro für Entwicklungsländer für Grundbildung übrig, der größte Teil des Bildungsbudgets geht in Studienplatzkosten ausländischer Studierender hierzulande. An Millionen Mädchen in Entwicklungsländern, die gar keine Möglichkeit haben, zur Grundschule zu gehen, geschweige eine Universität zu besuchen, geht das komplett vorbei. Betroffen von dieser falschen Priorisierung sind vor allem Mädchen in der Subsahara-Region. Die Bundesregierung kommt ihren eigenen Verpflichtungen nicht nach. Sie muss einen Plan vorlegen, wie sie die Finanzierung von Grundbildung in Entwicklungsländern signifikant erhöhen will."

Problematisch ist dem Bericht zufolge auch, dass nur ein Viertel der Projekte mit Fokus auf Mädchen in den ärmsten Ländern durchgeführt werden. In afrikanischen Ländern südlich der Sahara wurden Programme, die speziell Mädchen fördern, sogar mehr als halbiert. Maike Röttger sieht darin eine weitere Gefahr: "Mädchen in Afrika sind die Leidtragenden dieser falschen Politik. Während die Bildungsförderung für Mädchen im Nahen und Mittleren Osten steigt, geht sie in Afrika südlich der Sahara, eine der ärmsten Regionen der Welt, zurück. Das ist eine riskante Umverteilung, die zwar die Krise in einer Region entschärfen kann, aber in Afrika eine neue provoziert, die zu neuen Flüchtlingsströmen führen könnte."

Toni Garrn betonte, wie wichtig es sei, Barrieren abzubauen, die Mädchen daran hinderten, zur Schule zu gehen: "Ich bin mit Plan International nach Burkina Faso und nach Simbabwe gereist und habe mit Mädchen gesprochen, die sich nichts sehnlicher wünschen, als zur Schule zu gehen. Aber leider ist dies oft nicht möglich: 39.000 Mädchen unter 18 Jahren werden weltweit verheiratet - und zwar jeden einzelnen Tag! Dies ist einer der häufigsten Gründe, warum Mädchen die Schule abbrechen müssen. Es ist wichtig, dass die Barrieren, die Mädchen von der Schule abhalten, verschwinden."

Das international bekannte Model, das sich seit 2012 mit Plan für die Rechte von Mädchen in Entwicklungsländern einsetzt, drückte zum Auftakt einer bundesweiten Beleuchtungsaktion zum Welt-Mädchentag symbolisch einen Starthebel. Auf einer Deutschlandkarte hinter ihr leuchteten bundesweit Städte auf, die sich am 11. Oktober, dem Welt-Mädchentag, an einer pinken Beleuchtungsaktion für die Rechte von Mädchen beteiligen werden. In rund 20 Städten von Flensburg bis München werden am Welt-Mädchentag bekannte Gebäude und Wahrzeichen pink leuchten.

(ots)