Frauenquote in Deutschland meist noch nicht erfüllt

Die Frauenquote ist seit mehr als einem Jahr per Gesetz beschlossen. 30 Prozent der Positionen in Aufsichtsräten und oberem Management der börsennotierten und voll mitbestimmten Unternehmen sollen mit Mitarbeiterinnen besetzt werden. Die Realität sieht anders aus.

Königstein im Taunus, Oktober 2016

Frauen in Führungspositionen: eine notwendige Entwicklung

Frauen in Führungspositionen - das ist so eine Sache. Einerseits durchaus toleriert und sogar gefördert, andererseits trotz alledem ein eher schleppender Prozess.

Wie die aktuellen Zahlen aussehen, warum Frauen in Führungspositionen tatsächlich mehr als eine gute Idee sind und wie die künftige Entwicklung aussehen könnte, ist aktuell Thema im karriere tutor® Blog.

Quo vadis Frauenquote?

Die Frauenquote ist seit mehr als einem Jahr beschlossen und seit

  1. Januar 2016 in Kraft. Ziel dieses bundesweiten Gesetzes ist es, 30 Prozent der Positionen in Aufsichtsräten und oberem Management der börsennotierten und voll mitbestimmten Unternehmen mit weiblichen Mitarbeiterinnen zu besetzen. Und das zunächst freiwillig. Sagen wir es einmal so: Es läuft schleppend voran. Immer wieder haken Pressevertreter in den großen Unternehmen nach, wie es denn nun aussieht mit der Frauenquote. Hin und wieder ist sie bereits erfüllt, meist jedoch noch nicht. So ganz rund läuft die gesetzliche Vorgabe also nicht, wenn auch alle redlich bemüht erscheinen. Nach wie vor werden die oberen Positionen in Unternehmen wesentlich öfter von Männern besetzt als von Frauen. So zeigt es der Frauen.Management.Report 2016 für Österreich an, wo lediglich 16,7 % der Stühle in Aufsichtsräten von Frauen besetzt sind. In Deutschland sind es aufgrund der Quote zwar einige mehr, die anvisierten 30 % liegen dennoch meist in weiter Ferne. Womöglich fehlt der letzte Druck, denn bei Nichterfüllung der zunächst selbst gewählten Quote bis zum Stichtag am 30. Juni 2017 drohen keinerlei Sanktionen. Gut gemeint, aber nicht gut gemacht also? In der Praxis gestaltet sich die Umverteilung von Führungspositionen von einer rein männerdominierten Domäne hin zu einem geschlechterausgeglichenen Terrain weiterhin als schwierig. Der Wille sei da, aber an der Umsetzung hapert es. Warum ist dem eigentlich so? Fehlt es schlichtweg an gut ausgebildeten Frauen?

    Gebildete Frauen in Hülle und Fülle

    Um gleich konkret zu werden: An einer mangelnden Auswahl qualifizierter Frauen kann es nicht liegen, denn in den letzten Jahren waren rund 50 % der Hochschulabsolventen weiblich. Je nach Studiengang geht der Anteil an Frauen sogar hoch bis zu 80 oder gar 90 %. Also doch der Karriereknick aufgrund der Familiengründung? Oder wollen Frauen gar nicht in Führungspositionen vordringen? Die genauen Gründe können nur vermutet werden, Fakt ist aber, dass weibliche Führungskräfte ein echter Gewinn für jedes Unternehmen sind. Frauen führen anders und oftmals sogar besser als die männliche Konkurrenz. Sie bilden sich ebenso oft weiter, wie das Bundesministerium für Bildung und Forschung in seiner letzten Untersuchung feststellte. Und Sie haben Skills, die Führungskräfte dringend brauchen.

    Warum Frauen die besseren Chefs sind

    Als Leser des karriere Tutor® Blogs wissen Sie bereits, was gute Führungskräfte auszeichnet: ihre Persönlichkeit! Und derer haben Frauen nicht weniger als Männer. Sie führen aber anders, eben weiblich. Der weibliche Führungsstil zeichnet sich durch zahlreiche Vorteile aus:

    Sozialkompetenz: Der weibliche Blickwinkel ist meist ein wesentlich sozialerer. Das bedeutet nicht, dass Frauen in Führungspositionen die Zahlen außer Acht lassen, aber schon, dass sie auch soziale Komponenten hoch gewichten. Fairness, das Achten auf ein gutes Miteinander im Team zum Beispiel, liegt Frauen meist wesentlich mehr als Männern. Und dass eine gute Führungspersönlichkeit sich vor allem dadurch auszeichnet, das Team zusammenzuhalten, ist heute kein Geheimnis mehr.

    Kooperationsbereitschaft: Verstehen Sie uns bitte nicht falsch, aber der weibliche Führungsstil setzt tatsächlich vermehrt auf flache Hierarchien. Während männliche Vorgesetzte sich überwiegend an einer pyramidal strukturierten Organisationsform ausrichten, sehen Frauen in Führungspositionen sich eher als Moderatorin einer konzentrischen Organisation. Sie delegieren weniger und kooperieren mehr, was letztlich dem ganzen Team und dem Erfolg des Unternehmens zugutekommt.

    Flexibilität: Allein die Tatsache, dass eine Frau in Führungsposition oftmals nur wenige direkte Vorbilder hat, zeigt ihre zwangsläufige Flexibilität. Weibliche Mitarbeiterinnen an der Spitze eines Unternehmens müssen eigene Wege finden und sich neuen Situationen unter anderen Voraussetzungen stellen. Eine hervorragende Eigenschaft, wenn auch der Arbeitsalltag kein eingefahrener Trott, sondern ein dynamischer Prozess mit dem Anspruch an individuelle Lösungen ist.

    Kommunikation: Manche legen es den Frauen negativ aus, im geschäftlichen Umfeld ist eine ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit aber durchaus von Vorteil. Kommuniziert wird schließlich immer und überall: im Meeting, am Telefon, im direkten Kundenkontakt, im Mitarbeiterjahresgespräch. Wer hier das Steuer fest in der Hand hat und angemessen kommuniziert, zeigt echte Führungsqualitäten.

    Nach oben dank Weiterbildung

    Sie haben es wahrscheinlich bereits zu Beginn des Artikels vermutet, sehen es aber nun schwarz auf weiß: Frauen in Führungspositionen sind kein notwendiges Übel, um gesetzlichen Vorgaben gerecht zu werden, sondern eine echt glänzende Idee. Und wenn die Dame an der Spitze neben ihren Soft Skills dann noch eine solide Weiterbildung zur Spezialistin ihrer Branche vorzuweisen hat, führt im Grunde kein Weg an ihr vorbei.

(ots)