Überalterung der Gesellschaft

Alterserforschungsanzüge im Einsatz

Saarbrücken, November 2014

Produkte und Dienstleistungen werden für ältere Menschen optimiert

In allen europäischen Ländern wächst die Zahl älterer Menschen.

Häufig wird dabei von den Problemen einer Überalterung der Gesellschaften gesprochen. Der Saarbrücker Wissenschaftler und Institutsleiter Gundolf Meyer-Hentschel sieht dies anders: "Die wachsende Zahl älterer Menschen macht unsere Welt einfacher, komfortabler und geduldiger."

Er weist darauf hin, dass immer mehr Unternehmen ihre Produkte und Verpackungen, ihre Läden und Dienstleistungen so optimieren, dass sie für ältere Kunden bequemer und attraktiver werden. Und das nütze allen Menschen. Konfitürengläser lassen sich auf einmal mit wenig Kraft öffnen, Duschwannen mit hohem Einstieg verschwinden und weichen bodengleichen Duschen. Die Bahn denkt darüber nach, die Umsteigezeiten anzupassen, damit ältere Menschen eine Chance haben, ihre Anschlusszüge zu erreichen. Einzelhandel, Banken und Verkehrsunternehmen schulen ihr Personal im höflichen und geduldigen Umgang mit älteren Kunden.

Damit diese Schulungen nachhaltige Wirkungen erzielen, setzen viele Unternehmen die von Gundolf Meyer- Hentschel entwickelten AgeExplorer Anzüge ein. Mit diesen Alterserforschungsanzügen fühlen sich die jungen Leute 30 bis 40 Jahre älter und bekommen auf einmal viel mehr Verständnis für ältere Menschen. Der Leiter eines großen Möbelhauses in Mainz: "Wir wollen durch diese Erfahrung den Blickwinkel ändern, zum Umdenken anregen, sensibler machen. Die Schulung zu einem kundenorientierten Verhalten dient nicht nur dem Beruf, sondern kommt auch dem Privatleben zugute, zum Beispiel beim Umgang mit den Eltern oder Großeltern zuhause."

Auch am Arbeitsplatz führt das steigende Durchschnittsalter der Belegschaften zu positiven Veränderungen. Gundolf Meyer-Hentschel berichtet über ein Unternehmen, das die Höhe der Packtische in der Versandabteilung erhöht habe, um Älteren eine gebückte Arbeitshaltung zu ersparen. Diese Veränderung sei aber auch von den jüngeren Arbeitskräften sehr begrüßt worden. Sein Fazit: "Die wachsende Zahl älterer Menschen wirkt wie eine Lupe, indem sie uns auf Probleme aufmerksam macht, denen wir bisher keine Beachtung geschenkt haben. Wenn wir diese Probleme lösen, wird die Welt für alle einfacher, komfortabler, menschenfreundlicher."

(ots)