Mag. Wolfgang Seles Unternehmensberatung : Tipps zur Bewerbung und Karriere

Karrierefragen zu Bewerbung, Karriere und Studienzeit für Studenten und Absolventen

Was wird besser beurteilt auf dem Lebenslauf: ein Praktikum oder ein studentischer Nebenjob?

Der studentische Nebenjob ist "ehrlicher", belastender, auch oft motivierend, und führt zu intensiverer Sozialisierung in der Arbeitswelt. Sein Nachteil ist häufig- aber nicht immer- der nicht immer mit dem Studieninhalt zusammenpassende Berufsinhalt. Das Praktikum ist ausbildungsbezogener, üblicherweise kürzer, meist schlechter bezahlt und wesentlich weniger in die Berufswelt des Unternehmens integriert. Beide Aussagen gelten für mein Umfeld, das ist überwiegend Österreich.

Wie beurteilen Sie einen Anruf vor der Bewerbung und außergewöhnliche Bewerbungen?

Das hängt sehr stark davon ab, in welche Unternehmenskultur ich einsteigen möchte. "Verrückte" Werbeagenturen wollen Persönlichkeiten mit anderem Profil als "streamlined" Unternehmen, mit den zur Unternehmenskultur "passenden" Anforderungen in den Persönlichkeitsmerkmalen, die sich vermeintlich in einer Bewerbung ausdrücken können. Bewerbungskulturen sind in einzelnen Ländern sehr unterschiedlich, wie z.B. in Deutschland und Österreich. Wesentlich ist Authentizität, man soll sich so darstellen, wie man ist. Verrückt oder stocksolide ist egal, man muss nur selbst so sein! Telefonieren (wenn mans kann!) ist als Vorabinformation immer gut, das Verhalten von Empfangsdamen sagt viel über das Unternehmen aus.

Welche Kenntnisse und Eigenschaften vermissen Sie bei den heutigen Berufsanfängern?

Das ist stark abhängig von der Art der Ausbildung: Je höher in der Bildungshierarchie, desto praxisfremder. Dies gilt sowohl in Österreich als auch in Deutschland. Soziale Intelligenz ist wenig ausgeprägt, deren Entwicklung wird so gut wie nicht - an den öffentlichen Universitäten- vermittelt und ist offensichtlich im Ausbildungsgang wenig nötig und erwünscht. Überblickswissen - auch Allgemeinbildung genannt und simple Fertigkeiten wie passabler sprachlicher Ausdruck (v.a. in Österreich) und Kopfrechnen, bzw. überschlägige Plausibilitätsrechnungen sind kaum mehr vorhanden. Das Abkürzungswort "Team" wird noch immer zu häufig mit "toll, ein Anderer machts" aufgelöst. Besonders bedenklich ist kaum vorhandene Zivilcourage und die immer deutlicher werdende Entsolidarisierung.

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