Hypoport AG : Tipps zur Bewerbung und Karriere

Karrierefragen zu Bewerbung, Karriere und Studienzeit für Studenten und Absolventen

Was wird besser beurteilt auf dem Lebenslauf: ein Praktikum oder ein studentischer Nebenjob?

Praktika und studentische Nebenjobs sind für mich Punkte, die ich mir bei einem Lebenslauf immer gerne genauer ansehe. Ein Bewerber (m/w), der sich lediglich auf das Studium konzentriert hat, hat damit auch demonstriert, dass er keine Eigeninitiative gezeigt hat, um mal einen Schritt weiter zu schauen: Was kommt nach dem Studium? Wo will ich überhaupt arbeiten? Was würde mir Spaß machen? Ob Praktika oder studentischer Nebenjob ist für mich relativ unerheblich. Man muss ja auch immer respektieren, dass studentische Nebenjobs primär aus Geldgründen ausgeübt werden. Clever und engagiert ist natürlich derjenige, der sich einen Nebenjob organisiert hat, der irgendwie mit seinem Studium oder einer späteren beruflichen Tätigkeit zu tun hat.

Welche Kenntnisse und Eigenschaften vermissen Sie bei den heutigen Berufsanfängern?

Studenten (m/w) sind aus meiner Sicht meist recht selbständig und zielorientiert in ihrer Arbeitsweise. Man kann einen klaren Unterschied zwischen Fachhochschulabsolventen und Universitätsabsolventen sehen. Fachlich haben beide Absolventengruppen ein ausreichendes Rüstzeug erhalten, da in der Praxis sowieso ein Spezialgebiet gefragt ist, dass an einer Hochschule nicht der gesamten Studentenschaft angeboten werden kann. Fachhochschulabsolventen gehen pragmatisch und ohne Berührungsängste an neue Fragestellungen heran - dabei könnte häufig analytisches Vorgehen und das Erarbeiten einer Problemlösungsstrategie etwas ausgeprägter sein. Universitätsabsolventen gehen planvoller vor, haben aber häufig Schwierigkeiten, sich an die täglich geänderten Rahmenbedingungen zu gewöhnen sowie die Notwendigkeit zu akzeptieren, dass eine Firma auch sehr lange und sehr effizient mit pragmatischen Zwischenlösungen agieren kann. Nach ein paar Jahren hat sich der Charakter des Mitarbeiters durchgesetzt und die Art der Ausbildung ist in den Hintergrund getreten.

Welchen Stellenwert hat die Abschlussnote im Studium eines Bewerbers für Sie?

Das Gesamtbild aller Noten von Abitur über Zwischenprüfung/Vordiplom bis hin zum Studienabschluss muss stimmen! Eine einzelne schlechte Note ist unerheblich. Sieht man aber in den Noten klare Unterschiede der einzelnen Themenblöcke, deuten sie schon in der Bewerbung auf Stärken und Schwächen des Bewerbers hin. Herausforderung bei der Personaleinstellung ist es ja, eine Person zu finden, die genau dort Stärken hat, wo es die zu besetzende Position erfordert. Natürlich gibt der Notenspiegel einen Hinweis auf viele Bereiche der intellektuellen Leistungsfähigkeit: aber eine Firma braucht nicht nur Vorstandsvorsitzende! Jede Führungskraft würde sich ins eigene Fleisch schneiden, wenn sie einen Mitarbeiter (m/w), der deutlich mehr Potential hat als sein ursprünglicher Notenspiegel zeigte, nicht entsprechend fördern würde. Ich kenne einige erfolgreiche Bereichsleiter und Geschäftsführer, die sich ihre Position sogar nach einem Studienabbruch erarbeitet haben - auch wenn der Weg ein wenig länger war.

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